Im Rolli durch St. Petersburg – Christian Tifferts Russland-Abenteuer beginnt

In St. Petersburg muss man ein erfahrener Rollstuhlfahrer sein, um die schönen Ecken zu sehen. Auf welche Hürden Christian in in der Stadt an der Newa trifft, erfahrt Ihr im neuen Video von FIND YOUR ROAD


Die Sonne strahlte in der Sadowaja-Straße – und so auch Christian zu Beginn der Reise in St. Petersburg. Einen Tag lang erkundete er die Stadt. „Das Rollstuhlfahren ist hier nicht einfach“, sagte Christian Tiffert. Hochkonzentriert wirkte er bei der Fahrt durch St. Petersburg, für die schönen Ecken hatte er trotzdem ein Auge. Er lauschte einem Konzert auf dem Schlossplatz, besuchte dunkle Innenhöfe und sogar einen Seitenraum der Eremitage. Dank der freundlichen Mithilfe einer Mitarbeiterin. „Die Menschen hier sind nicht nur gastfreundlich, sondern auch sehr entgegenkommend“, sagt Christian. 

Barrierefreiheit in Russland – bessere Situation?

„In Russland geht es voran, wenn auch langsam“, betonte die St. Petersburgerin Natalija Jemilianowa, noch einen Tag zuvor bei einem Treffen in einem Hotel. Die pensionierte Architektin hat das im Alltag genau beobachtet, verrät sie auf Nachfrage. In den Metros in Petersburg würden immer mehr Rampen gebaut. Sie funktionierten zwar nicht immer und es mangelte an Personal, wie Blogeinträge zeigen. „Das macht keinen Sinn, dort hineinzugehen“, sagte Christian. Aber: Wenn man die Behörden rechtzeitig vorwarne, könne man sich durch die Stadt bewegen. 


Blick von oben auf die Stadt von der Dachterrasse im Loft Project Etagi. Die Dächer in der Stadt an der Neva sind im Rollstuhl unmöglich zu erreichen. Foto: Christopher Braemer


Assistenten müssen mit anpacken

Die Assistenten mussten oft anfassen: Bei engen Passagen, auf Gehwegen und bei Restaurantbesuchen. Für Treppen und Hürden steht eine Rampe zur Verfügung. Auch bei einem Treffen mit den St. Petersburger Rotary-Mitgliedern am Montag wurde es sehr eng. Für die drei Stufen musste Assistent Alex mithilfe einer Rampe und viel Muskelkraft hochwuchten. Zum Hintergrund: Christian und sein E-Rollstuhl wiegen zusammen etwa 300 Kilogramm. Doch es geht Christian nicht darum, zu zeigen, wo hohe Bordsteine und unüberwindbare Barrieren in Russland liegen. Sein Ziel ist ein anderes: „Mit der Reise möchte ich anderen Menschen mit und ohne Behinderung Mut machen, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen.“

Christian und Alex an der Sadowaja Uliza in St. Petersburg Foto: Christopher Braemer

Christian will zeigen, dass es geht

In Russland lebt nach wie vor eine große Zahl an Menschen mit Behinderung zu Hause oder in Heimen. Sie gehen nicht raus, sie nehmen nicht am Leben teil. Und sie reisen nicht. Aber Christian will sehen wie sie leben, deswegen bereist er Russland. Und ihnen zeigen, dass das Leben als Rollstuhlfahrer nicht möglich ist.

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