St. Petersburg

23.-25. Juli 2018

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.“ Dieser altbekannte Spruch bewahrheitete sich bereits während unser Anreise. Die Details erspare ich euch. Dennoch ein, zwei Fakten: Trotz kurzfristiger Umbuchungen aufgrund des Autowechsels (siehe erster Blogartikel) haben alle elf Reisenden unseren Treffpunkt in St. Petersburg gesund und munter erreicht. Auch die Ungereimtheiten bezüglich des maximal erlaubten Einfuhrgewichtes pro Person (erlaubt sind wohl 100 kg pro Person, das Auto war aber mit knapp 1 Tonne beladen und allein der Rollstuhl wiegt 200 kg) konnten mit dem Zoll geklärt werden. Die gebuchten Zimmer im Hotel waren barrierefrei und jeder hat relativ schnell sein Bett gefunden. 

Das Programm konnte also am nächsten Tag mit einer Stadtbesichtigung beginnen. Bevor es losgeht proben wir noch schnell, meinen Rollstuhl und mich in den Bus zu heben. Fazit: Wird schon irgendwie gehen.

Mein Reiseleiter ist Juri, den ich während meines Moskau-Besuchs im April 2018 während der Studioaufnahmen bei OTR kennengelernt habe. Juri ist ebenfalls ein Mensch mit „Einschränkungen“. Er sitzt im Rollstuhl bzw. fährt einen Scooter und hat früher in einem der vielen Heime rund um die Stadt gewohnt. Heute ist er ein bekannter Reporter in St. Petersburg.

Juri und ich treffen uns vor einer Kathedrale. Mit dabei: zwei Kamerateams, von OTR und vom St. Petersburger Fernsehen. OTR wird eine Serie über unsere Tour durch Russland machen und in einigen Städten für zehnminütige Beiträge drehen. 

Von der Balustrade der Kathedrale aus hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt. Ganz bis nach oben schaffe ich es nicht, da die Hebebühne für mein Gesamtgewicht mit Rollstuhl nicht ausgelegt ist. Aber die erste Etappe mit dem Fahrstuhl ist möglich und ich werde mit einem kleinen Ausschnitt eben jenes Blickes belohnt. St. Petersburg hat eine tolle Architektur, viele Kneipen und Restaurants – hier tobt das Leben rund um die Uhr. Wie steht es um die Barrierefreiheit?
St. Petersburg ist auf Behinderte eingestellt, aber man muss schon differenzieren. Die Bürgersteige sind zwar abgesenkt und mit dem Elektro-Rollstuhl gut zu befahren. Ein Aktivrollstuhlfahrer müsste aber geschoben werden.

Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes schauen wir uns ein Multicenter in St. Petersburg an. Hier werden Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen als Schuster, Reinigungskraft, Näherin oder für künstlerisches Arbeiten mit Ton oder Birkenrinde ausgebildet. Die Ausbildung dauert ca. fünf Monate und rund 45 % der Schüler werden anschließend in einen Job vermittelt. Während ihrer Zeit im Multicenter wohnen die Schüler in 2- bis 4-Bett-Zimmern und lernen auch ganz alltägliche Dinge wie Wäsche waschen und Kochen, um im Leben so selbständig wie möglich zurecht zu kommen.

Nach zwei Tagen St. Petersburg sind wir froh, dem ganzen Trubel zu entkommen und freuen uns nun auf die Fahrt die Ungewisse. 

Eindrücke

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