Zwei Tage Sotschi – eine andere Welt

Angestrengt von den Strapazen des Vortages war erst einmal ausschlafen angesetzt. Ganz in Ruhe startete jeder für sich in den Tag. Harro, Thomas und Christian sind gemeinsam los ein paar Fotos machen, Blog schreiben, Interview aufnehmen und eigentlich nur mal am schwarzen Meer sitzen und einen Cocktail schlürfen. Von allen Dingen war letzteres gar nicht so einfach. Die Cocktailbar des Vertrauens entpuppte sich eher als Imbissstand, denn als gut ausgestattete Bar. Nach kurzem hin und her einigte man sich auf einen Mojito – russischer Bauart. Was auch immer das heißen sollte, geschmeckt hat es und Alkohol war auch drin. Danach ging das Schreiben der Artikel für den Blog leichter von der Hand als sonst, nur mussten sie später ganz ordentlich redigiert werden – komisch …

Unsere Idee sich einfach mit einem Liegestuhl an den Strand zu setzen, und das Wetter zu genießen ließ sich so leider nicht umsetzen. Da wo Strand war, gab es einen Zaun. Der Spaziergang an der Promenade war ein Kontrast zu dem was wir in den letzten Wochen gesehen haben. Im Hafen lagen moderne große Yachten. Auf dem Parkplatz standen fast nur Mercedes, BMW und Ferrari, und in den Geschäften gab es Versace, Gucci oder was man sonst so nobles tragen kann. (Anmerkung vom Autor: Nach den letzten Wochen in der „ Wirklichkeit“, habe ich mich hier doch irgendwie fremd gefühlt.) Später haben wir uns ein Café gesucht und nach einem malerischen Sonnenuntergang ging es zurück Richtung Stadt und Hotel.

Am 15. Juni, genau fünf Jahre nach dem Unfall, die ganze Reise war auf dieses Datum ausgerichtet, ist der Paukenschlag gelungen – Wir feiern Christians Geburtstag am schwarzen Meer, in Sotschi, der Stadt wo 2014 die Paralympics stattgefunden haben. Das große Ziel ist erreicht.

Selbst im Team hat kaum einer wirklich daran geglaubt, dass wir das schaffen. Jetzt wo wir da sind, fühlt sich der Tag ganz normal an. Es braucht vielleicht auch etwas Abstand, um die Leistung zu verstehen. Wie dem auch sei, für diesen Tag war jedenfalls eine Exkursion in den Olympiapark geplant. Nach dem Frühstück ging es dann los. Die Fahrt ging über moderne Straßen mit einer Straßenführung die jeder Großstadt zu Ehren gereicht hätte. Christians einziger Kommentar: „Kann das mal jemand aufnehmen, damit Alexander gleich weiß wie er die Carrera Bahn nach unserer Rückkehr umbauen kann.“ (Anmerkung: Carrera Bahn fahren ist Christians neues Hobby und Alexander „darf“ sein Baumeister sein). Ansonsten war der Ort eher unspektakulär. Deshalb sind wir dann weiter nach… (Name wird ergänzt). Neben einer ganzen Menge Hotels die aussahen als wären sie stillgelegt, gab es dort noch zwei oder drei Seilbahnen mit Gondel. Wer genau die Idee hatte, wusste am Ende keiner mehr, aber es war wie immer: Niemand macht was er soll, aber alle machen mit. „Find your Road“ war doch das Motto dieser Reise oder? – Christians Straße führte jedenfalls erst einmal direkt in so eine Gondel und dann ab nach oben. Die fünf steilen Treppen, die vorher überwunden werden mussten, waren in diesem Moment schon vollkommen ausgeblendet… Kurzerhand wurden die Maße des Rollstuhls mit dem Innenleben sowie der Tragkraft einer Gondel verglichen und ein paar russische Helfer organisiert. Über den Rest bereiten wir an dieser Stelle den Mantel des Vergessens… (Die Fotos/Videos sagen alles). An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an die Jungs von der Seilbahn und das ganze Assistententeam.

Für den Abend hat Thomas für uns alle einen Tisch bestellt und so ließen wir dann den Tag ganz gemütlich mit Speis und Trank ausklingen. Als die drei russischen Offiziere vom Nachbartisch mit bekamen dass wir aus Deutschland kommen luden sie uns noch zu dem ein oder anderen Wodka auf die Völkerfreundschaft ein. Später spielte zu Christians Ehren noch eine Gruppe Sinti und Roma mit Gipsy-Musik auf. Ein rundum gelungener Tag. Jedenfalls bis die Batterien von Christians Rollstuhl gefühlte 100 km Fußmarsch und direkt zu Beginn eines großen Regenschauers den Geist aufgaben.

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